Roman von Adrian Roßner
Waldsteinnebel ist ein klassischer Regionalkrimi und der erste der am westlichen Rand des Fichtelgebirges spielt. Aber dieses Buch ist nicht nur ein mit Dialekt eingefärbter Krimi, sondern auch ein fundierter Blick in die Geschichte einer Region. Man bekommt Unterhaltung durch die Story, die humorvolle Darstellung des Dialekts und obendrein einen Einblick in finstere Kapitel früherer Zeiten.
Ein Lehrer wird aus Hamburg nach Münchberg versetzt und erlebt schon während der Anreise sein blaues Wunder – sowohl sprachlich durch die Zugbegleiterin:
„Sie senn do in Frangn – Bayern fängd erscht hinderder Donau oo“,
als auch im Erleben der Umgebung:
„Der Münchberger Bahnhof war keineswegs die moderne Halle… sondern ein, wenngleich architektonisch schönes, rosa gestrichenes Gebäude, von dem an jeder Ecke der Putz nicht abblätterte, sondern in großen Platten hinunter fiel.“
In Münchberg verliebt sich der Protagonist (Ralf Benz) während einer historischen Führung in eine Lehrerin (Susi), die ihn in ihr Elternhaus in Zell einquartiert. Dort hat Ralf Benz einen durch die historische Umgebung induzierten, intensiven Traum, der ihn sehr mitnimmt. Um sein seelisches Gleichgewicht wieder herzustellen recherchiert er und findet sich plötzlich in einem Familiendrama das sich bis in die heutige Zeit hinein zieht.
Während seiner Nachforschungen gerät er immer wieder mit Originalen aus dem lieblichen Ort Zell in Kontakt. Er erlebt die wunderbaren Eigenheiten von Land und Leuten, also dieser einzigartigen Community am Fuße des Waldstein kennen. Im Wirtshaus z.B. bekommt er Tipps garniert mit oberfränkischer Lebensweisheit:
„Iich hob scho immer dor geglabbd, dass des irgendwann ammoll bassiern werd. Solche Sünden straft der Herrgott entweder gleich, odder er lässt die menschen nuch awengala schmorn“.
Waldsteinnebel der ultimative Fichtelgebirgskrimi ist beste Unterhaltung mit stark regionalhistorischen Bezügen. Amüsant, lehrreich und gut verständlich für Insider (oder Einwohner, wenn nicht Eingeborene). Die Lovestory zwischen Ralf und Susi könnte etwas mehr Kontur haben, aber das ist natürlich Geschmacksache. Ich bin sehr gespannt, ob der Sherlock von Zell noch weitere Fälle lösen wird. Den würde ich mir dann auch kaufen – und lesen 🙂 Danke für die gute Zeit im Leseland – Adrian Roßner.
- Die WebSite des Autors: www.adrianrossner.de