Liebe Leser, nur dass Sie es wissen: Sie lesen gerade, erkennen Buchstaben, schwarze Symbole auf weißem Hintergrund. Und vor Ihnen ist ein Bildschirm – und der ist „in Betrieb“.
Dass Die Bahn ein Musterbeispiel an inspirierender Kundeninformation ist ist hinreichend bekannt. Das hat fast jeder schon einmal erlebt. Der Zug bleibt stehen und dann: nichts. Aber wie man oben sieht: man darf die Hoffnung nicht aufgeben. „Anzeige außer Betrieb“ interpretiere ich als den ultimativen Informationswillen. Die totale Ausrichtung auf den Kunden (Fahrgast)… Information und volle Transparenz um jeden Preis. Da geht was nicht, man steht nicht nur dazu, man benennt es auch noch öffentlich. Großartig. Das ist eigentlich schon Kunst. Mir fällt sofort „absurdes Theater“ dazu ein. Also Entertainment – vielleicht sogar Mystik.
Aber nicht nur optisch erleben wir den Bahnsinn als Comedy: „Unser Zug hat zur Zeit 10 Minuten Verspätung… Grund dafür ist die verspätete Bereitstellung des Zugs.“ Ein wunderbar sinnloser Satz, dafür mit Perspektive: man kann sich hingeben – eh klar, wenn zu spät bereitgestellt dann kann der Zug ja gar nicht pünktlich sein. Endlich kann ich es nachvollziehen. Man kann aber auch mindestens 10 Minuten nachdenken: was mag der wahre Grund sein? Personal verschlafen, Lokführer mit Streikneigung, Technik versagt, Mitarbeiter dem Bahnsinn verfallen, möglicherweise besoffen… aber vielleicht war ja auch der zuständig Weichensteller grad „redundant“ und mit der Anfertigung und Anbringung von Informationsschildern beschäftigt. „Anzeiger außer Betrieb“.