John Salesman, wackerer Bundesbürger und Verkaufsleiter in einem Medienunternehmen hat etwas erlebt und diesen höchst emotionalen (glutäugiger Franke) Brief im November 2010 verfasst. Mir wurde der auf schauerlichen Wegen zugespielt Lesen Sie selbst:
Sehr geehrte Damen und Herren von dA grOßen Krankenkasse,
Sehr geehrter Frau Dr. Zahnarzt,
Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
ein Mitglied meiner Familie hatte einen Behandlungstermin bei Frau Dr. Zahnarzt für den November. Wegen einer schweren Erkältung wurde um Verschiebung des Termins gebeten. Die Auskunft war, dass man im Dezember für Versicherte von der großen Krankenkasse keine Termine habe, bzw. diese nicht behandle. Für den Januar wurde nun ein Termin vereinbart.
Was ist denn jetzt los?
@ Frau Dr. Zahnarzt: was habe ich Ihnen getan, dass Sie meine Familie in Geißelhaft nehmen? Sie stellen uns den Stuhl vor die Tür. Ich bin in dieses System eingebunden. Ich lebe unter einem „gesellschaftlichen“ Vertrag, einem Versprechen, dass Behandlung erfolgt. Sie haben diese Behandlung zugesagt. Ich habe keinen direkten Vertrag mit Ihnen. Ich habe ein Versprechen von Ihnen. Sie brechen es. Sie kündigen nicht den Vertrag mit der Krankenkasse. Sie bestrafen uns. Sie demütigen uns. Sie machen uns mit Ihrem Verhalten zu Menschen zweiter Klasse. Warum tun Sie das? Warum klären Sie die Dinge nicht mit ihrem Vertragspartner? Wenn Sie einen Silberling mehr haben wollen – dann sagen Sie es mir – ehrlich und vorher, aber stellen Sie mir nicht den Stuhl vor die Tür.
Haben wir nicht alle Termin eingehalten, haben wir nicht Ihre Ratschläge und Empfehlungen und Behandlungen befolgt und ertragen? Ihre Arbeit war immer tadellos aber: Wie soll ich Ihnen VERTRAUEN, wenn aus monetären Überlegungen eine Behandlung plötzlich nicht mehr so wichtig ist, wenn die Behandlung plötzlich 6 Wochen verschoben werden kann. Wie kann ich Vertrauen zu Ihnen haben ob die Füllung, die Sie auswechseln tatsächlich notwendig war oder die Behandlung nur finanziellen Motiven geschuldet war. Wie kann ich sicher sein, dass Sie eine angefangene Behandlung weiter führen, oder ob Sie mich hängen lassen. Im doppelten Wortsinn: es fühlt sich an, als würden Sie mich hängen lassen.
@ Krankenkasse: Wenn ich keine Leistungen im Dezember mehr haben kann, dann möchte ich meinen Dezemberbeitrag zurück. Sie verwalten Geld. Sie sind mein Anwalt. Ich habe keinen direkten Vertrag mit dem Arzt – soll ich zu Ihnen kommen und betteln? Um mein Geld? Was tragen Sie zur Effizienz bei? Um wie viel haben Sie Ihren Etat kürzen können, damit Ihre Kunden gute Leistungen bekommen? Welche Verbesserungen haben Sie für die Patienten durchsetzen können? Im Dezember keine Bezahlung? Sie nehmen mich in Geißelhaft. Sie tragen – im warmen Büro sitzend und Gehaltserhöhungen genießend – den Konflikt auf meinen Schultern aus. Und es schmerzt mich. Es tut mir weh.
@ Mein Herr Abgeordneter: was macht ihr? Ich habe den Politiker-Blues! Ist es nicht insbesondere Ihre Aufgabe für ein funktionierendes Gesundheitssystem zu sorgen. Sie schreiben es sich auf die Fahnen, in Ihr Wahlprogramm. Am Ergebnis bemessen leisten Sie erbärmliche Arbeit. Die Gebühren steigen und das Vermögen mehrt sich auf einer Seite. Das kann nicht gut gehen. Was soll ich in Ihr Zeugnis schreiben: versagt? Warum soll ich Sie wählen? Sind Sie mit diesem Ergebnis zufrieden? Macht Sie das glücklich? Was sagen Sie, was raten Sie mir? Privat versichern und das solidarische System endgültig aufkündigen? Zuzahlen und zuschauen wie die Bürokratie und die Gesundheitsbranche immer aufgeblähter und fetter wird?
Sehr geehrte Damen und Herren, ich trage Umsatzverantwortung. Wenn die Mitarbeiter für die ich Verantwortung trage mit diesem Ergebnis zu mir kämen. Ich würde sie feuern – und die Abfindungen zahlen. Denn das ist gut investiertes Geld. Sie, Zahnrärzte, Krankenkassen und Politiker, Sie schieben sich das Problem – auf Kosten der Patienten – gegenseitig zu und am Ende reiben Sie sich die Hände weil sie ihre Patienten gemolken haben. Ist es das, was was Sie wollen? Melken? Diese Gesellschaft, wir Menschen in diesem guten Land brauchen Ärzte, Arbeiter, Nutzenbieter, keine Abzockmaschinen. Shame on you.
Bitte schreiben Sie Ihren Preis auf Ihre Stirn. Wenn ich ihren wahren Preis sehen kann (in Silberlingen), dann kann ich mir überlegen, ob mir Sie leisten will und ob Sie sich mein Geld verdienen können. Schämen Sie sich! Und wenn Sie damit nach angemessener Zeit fertig sind, wenn Sie sich klar gemacht haben, dass ihre Existenz nur möglich ist, weil es Patienten gibt, wenn Sie sich klar gemacht haben, dass jedes Stück Brot das Sie essen und auch jede Aktie die sich kaufen von Patienten bezahlt wurde – dann erwarte ich Ihre Entschuldigung und Arbeit, gute ehrliche, effiziente Arbeit, viel davon – die bezahle ich dann auch gerne.
gez. John Salesman