Ein kalter, trüber Novembertag, Schnee. Es gibt viele schöne Dinge im Leben und eines davon ist mit Sicherheit: ein spannendendes, interessantes Buch und einen Nachmittag Zeit. Der neue Hakan Nesser ist für so eine Sternstunde hervorragend geeignet.
Zur Sache: Der Ich Erzähler ist Schriftsteller. Erik Steinbeck erzählt die Geschichte einer Tragödie: seine 4-jährige Tochter wurde entführt und er versucht gemeinsam (oder neben) seiner Frau irgendwie ins Leben zurückzukehren. Seine Tochter Sarah wurde von einem Mann in ein grünes Auto gelockt und ab dann – kein Spur, kein Lebenszeichen – nichts.
Erik Steinbeck und seine Frau Winnie flüchten nach New York – erster und wunderschöner Satz des Romans – aus der Perspektive des Gärtners.
„Mit vier vollgepackten Koffern und zwei leeren Herzen kamen wir nach New York“.
In einer dunklen Bibliothek beginnt er zu schreiben und in einer Mischung aus Rückblicken, Reflexionen und Beschreibung seiner Gegenwart entwickelt sich die Geschichte.
Hakan Nesser ist ein Meister des Geschichtenerzählens. Der Roman fesselt und bringt einen in einer merkwürdigen Stimmung. Nichts ist wirklich greifbar, manches wirkt unheimlich, überirdisch und erst im letzten Drittel nimmt die Handlung an Fahrt auf. Zwischendurch immer wieder Betrachtungen und Ideen über Schriftsteller und das Leben. Manchmal findet man in Romanen Sätze, die eigene Empfindungen viel besser und treffender ausdrücken, als man es selber kann. Für mich ist dieser Satz ein Treffer:
„Ich ertrage Menschen nicht mehr, ich bin noch nicht einmal vierzig und schon dabei ein Sonderling zu werden“.
(Dabei bin ich doch schon über vierzig ;-))